Herzlich Wilkommen
Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs begann in Europa die Illusion des ewigen Weltfriedens ohne Kriege und Konflikte wobei Waffen als Ursache allen Übels zum Tabu wurden. Damit begann die Notwendigkeit mein ‘politisch inkorrektes’ Interesse für historische Artillerie zu rechtfertigen und zu erklären, wenn sich eine Chance dazu bot. Mein Interesse für Artillerie wurde mir nicht in die Wiege gelegt, sondern war eine praktische Notwendigkeit weshalb ich den Zweck und Ziel meiner Arbeit einmal mehr erklären muss. Im Alter von elf Jahren war ich bereits ein begeisterter Schiffsmodelbauer neben meiner Vorliebe für Schiffe, Marine, Geografie, Geschichte und Verherrlichung von Admiral Nelson. Segelschiffe waren meiner Meinung nach eine der genialsten Erfindungen unserer Zivilisation. Mit zunehmendem Alter vermehrten sich meine Besuche von Maritimen Museen und mein Erwerb von detaillierten Informationen über Takelage, Ausrüstung, Schiffspläne und Bauanleitungen zum Bau von Schiffsmodellen. Nur über Marine Artillerie war keine technischen Informationen zu finden, das schien nicht weiter tragisch da alle Kanonen etwa gleich aussahen bei allen Schiffsmodellen, die ich je gesehen hatte. Mein letztes gebautes Modell im Massstab 1:25 war eine Flachdeck Korvette aus einem Hornblower Buch, begonnen am 21.02.1975 und vollendet am 4.06.1984 in Israel mit 1879 effektiven Arbeitsstunden.
Im Januar 1985 begann ich einen Kurs für Restauration von archäologischen Artefakten im National Maritime Museum in Greenwich. Ich hatte keine Zweifel, dass ich in meiner Freizeit in wenigen Wochen die gesuchten Informationen über Marineartillerie in den berühmten Londoner Museen finden würde. Zu meinem grenzenlosen Erstaunen war ich ebenso erfolglose wie zuvor, aber ich sah zum erstem mal eine originale Carronade. Nach 1879 Arbeitsstunden musste ich akzeptieren das die Geschütze meines Modells wenig gemeinsam hatten mit realen Geschützen, eine unerträgliche Erkenntnis und Tatsache.
Die einzig verbleibende Option war zweckmässige Messinstrumente zu konstruieren und die herumstehenden Geschütze in allen Details zu erfassen und Pläne zu zeichnen für die Arbeit an der Drehbank. Nach etwa hundert gemessenen Geschützen begann ich die enorme Komplexität von historischer Artillerie zu realisieren. Es war das Ende meines Modelschiffbaus und der Anfang einer faszinierenden Entdeckungsreise im Fachbereich der historischen Artillerie bis zum heutigen Tage. Zur Unterstützung meiner Entdeckungsreise belegte im Jahre 1990 ein dreijähriges Studium für europäische Geschichte an einer Universität in England. Zum Erwerb von akademischen Gepflogenheiten kam die Gewissheit das es in unserer modernen Gesellschaft sehr wenig gibt das nicht direkt mit historischer Artillerie begann oder initiiert wurde, (Führung Solothurn). Vergleichbare Entdeckung gibt es meines Wissens nur noch in der Unterwasser-Archäologie mit der Bergung eines historischen Schiffwracks in gutem Zustand. Warum dieses reiche Informationspotential von Historikern, Akademikern und Museen so konsequent ignoriert wurde, blieben noch für einige Jahre ein Rätsel. Diesen unverständlichen Zustand musste ich analysieren und erklären, um vielleicht eine praktische Lösung finden zu können.
Die grössten Sammlungen von historischem Artillerie Material befinden sich in zahlreiches und oft weltweit bekanntes öffentliches Museum von denen ich viele besuchte. Seriöse wissenschaftliche Kataloge von solchen Artillerie-Sammlung konnte ich jedoch lediglich drei Exemplare finden. Ursprünglich repräsentierten viele dieser Museen einen nationalen Status im Wettbewerb des 19. Jahrhunderts sich als ‘Kulturnation’ zu beweisen. Die Museum Mitarbeiter waren damals interessierten Fachleuten der Wissenschaft und Forschung mit Respekt für die gesammelten Objekte, das Museum ein wissenschaftliches Fenster für die breite Öffentlichkeit. In den heutigen Tagen sind diese ‘Professionals’ mehrheitlich nur noch öffentliche Angestellte einer staatlichen Behörde mit einer ähnlichen Geisteshaltung und Betriebskultur. Während Jahrzehnten kumulierte sich meine Erfahrungen in vielen Museen und Ländern mit mangelhaften Inventaren und fragwürdigen Identifikationen von Artillerie Objekten. Die fachlichen Kenntnisse über Artillerie sind meistens minimal. Die Artillerieobjekte verschwinden von der Ausstellung ins Depot, Recherchen und Auskünfte gerade über Artillerie wurden teilweise sogar verboten und ein Korrespondent erwähnte sogar, dass die Suchwörter ‘Waffen’ und ‘Artillerie’ auf dem Suchindex seiner öffentlichen Bibliothek gelöscht wurden. Meine Besuche und Forschung wurden mehrheitlich mit professioneller Höflichkeit und Hilfsbereitschaft geduldet. Fairerweise muss auch erwähnt sein das mir kein einziger Kurs oder Seminar bekannt ist, welche Fachkenntnisse über Artillerie vermittelt. Meine eher negativen persönlichen Wahrnehmungen über Museen wurden leider immer wieder bestätigt durch Anfragen aus aller Welt. Diese wurden oft mit der Erklärung begründeten, dass die lokalen und sogar nationalen Museen nicht antworten, keine Ahnung oder kein Interesse hatten an historischer Artillerie.
Das ist nach meinem Verständnis eine gewaltige Verschwendung von kulturellem Potential, Steuergeldern und Reputation der Museen, Die Probleme mit Information und Kommunikation konnten mit einer massstäblichen Zeichnung samt Dimensionen gelöst werden. Die Sprachbarriere für überflüssige Erklärungen, unterschiedlichen Fachkenntnisse oder verwirrende Fach-Terminologie waren damit alle eliminiert. Jedermann kann alles verstehen nach eigenem Wissen und Können. Die Zeichnung ist das optimale Kommunikationsmittel mit dem einzigen Nachteil eines beträchtlichen Arbeitsaufwands der Herstellung, der jedoch für alle Ewigkeit erhalten bleibt.
Im Jahre 2008 erhielt ich meine erste und einzige bezahlte Anstellung für die Inventarisierung des Artilleriematerials im Museum Altes Zeughaus des Kanton Solothurn. Der Direktor überliess mir Ausführung dieser Aufgabe ohne Einschränkungen. Diese ermöglichte die Einführung einer ‘Systematik’, um das Hauptproblem ‘Sachkenntnis’ zu lösen. In der Praxis bedeutete dies die detaillierte Erfassung aller Artillerieobjekte, einschliesslich Munition, um die Grundlage einer namentlichen Zuordnung der verschiedenen Objekte zu erschaffen. Damit konnte ein ‘Lehrgebäude’ erstellt werden, um ein strukturiertes Lernprogramm und Seminare für den gesamten Bereich historische Artillerie zu ermöglichen. Dazu gehörte für den täglichen Gebrauch der Mitarbeiter und zur Beantwortung von Anfragen ein zeitsparendes und kostengünstiges Kommunikationsmittel, das jederzeit korrigiert oder ergänzt werden konnte (Dok. Kanone 1246). Mit der Pensionierung des Museum Direktors wurde auch ich sofort entlassen, nachdem ich während eines Jahres etwa 85% des Artilleriematerials oder über 2200 Objekte erfasst hatte. Das ‘Dok. Kanone 1246’ verfasste ich nach meiner Entlassung als Beispiel der Methodik meiner Arbeit, die neue Direktion war jedoch nicht interessiert. Es bestätigte einmal mehr meine bisherigen Erfahrungen das die ‘Professionals’ der heutigen Museen alle Lösungsvorschläge von aussenstehenden ‘Amateuren’ als Kritik am Museum oder von Mitarbeitern verstehen wollen, wie das so üblich ist mit Behörden.
Mit dem gegenwärtigen politischen Dogma und ‘politischen Korrektheit’, konnte meine Arbeit nie ein Geschäfts Model werden. Deshalb sind meine Anstrengungen meistens ehrenamtlich mit der gelegentlichen finanziellen Unterstützung an die Unkosten meiner Arbeit durch die Besitzer des Artilleriematerials. Meine Bemühungen den Sektor historische Artillerie in Museen zu verbessern, blieben weitgehend erfolglos trotz des tiefgründigen historischen Informationswertes dieser alten Geschütze. Ermuntert durch die vielen Anfragen und Klagen von Modelbauern, Forschern, Historikern, Archäologen, Tauchern und Akteuren der lebenden Geschichte neben vielen andern, wurde diese Homepage neu erstellt. Sie soll ein Forum bieten für Museen und alle Interessierten, um die Kenntnis zu fördern, zu informieren und Zugang zur historischen Artillerie zu ermöglichen. Ich will interessierten Personen sensibilisieren und nicht zuletzt auch über die Verschwendung eines grossen kulturellen Potentials auf Kosten der Steuerzahler informieren. In diesem Sinne sind die Kosten einer Zeichnung als nominaler Beitrag zur Deckung der Erfassungsunkosten gedacht. (Geschütz-Pläne). In Laufe der Jahre haben sich ebenfalls zahlreiche Berichte und Antworten auf Anfragen zum Thema historische Artillerie angesammelt, welche für viele Besucher meiner Homepage von Interesse sein könnten. (Verschiedenes). Meine eigenen Publikationen und Links könnten eine weitere Hilfe sein. Sollten Sie Fragen haben, steht es Ihnen frei mich zu kontaktieren. Ich danke für Ihren Besuch und wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Recherchen und Projekten.
Dezember 2021, Rudi Roth